Donnerstag, 6. Mai 2010

Der Schmerz vergeht, aber der Stolz bleibt. Mein erster Marathon

Marathon Düsseldorf, am 2. Mai 2010


Um 08:50 Uhr kamen wir in Düsseldorf an, Haltestelle Tonhalle, auf der Oberkasseler Brücke. Als Läufer muss ich da auch noch zwei Mal rüber laufen.
Ich musste noch schnell zur Toilette. Eine Reihe von sicher 50 Häuschen waren da aufgestellt für alle Läufer.
An jeder Toilette stand eine Schlange von 7 Personen. Erst um 09:20 Uhr war ich an der Reihe… meine Nerven lagen blank! Schnell spurtete ich zur Rucksackannahme (500 Meter Richtung Ziel) um meinen Rucksack mit Nummer 2860 ab zu geben.
Unterwegs dann auch noch schnell meine lange Laufhose und Trainingsjacke ausgezogen und im Rucksack getan.

Die Abgabe vom Rucksack verlief sehr Flott.
09:25 Uhr
In 5 Minuten wird der Lauf anfangen, und ich muss noch 500 Meter zur Start laufen. Ich bin am Ende mit meinen Nerven, meine Herzfrequenz liegt bei 150 bpm (90%).
09:29 Uhr … 1 Minute vor dem Start komme ich in meinem Startblock an, 50 Meter hinter den gelben Ballon.
09:30 Uhr ging den Startschuss. Jetzt laufe ich langsam Richtung Startlinie, Puls ist wieder normal, und ich bin entspannt.
09:32:49 Uhr passiere ich die Startlinie.
Mit klassischer Musik von Robert Schumann, „Rheinische Symphonie“ laufen wir los.
Das Publikum ist sehr begeistert und feuert uns an. Was für einen Start! Dies ist kein Traum!

Eine Welle von Emotionen kam in mir hoch! Genuss „Hoch 3“

Dies ist das Resultat von 3 Jahre gezieltem Training.
Das ist einer von meinen größten Träumen, der in Erfüllung geht!

Zum Glück sah ich meine Frau sofort, wodurch ich meinen Blick ab diesen Moment nach Vorne richten konnte. Hundert Meter weiter sah ich die gelben Ballons, ohne echt zu wissen wo die wirklich für stehen. (4 Stunden?).
In den ersten Kilometer ging es noch etwas langsam (06:20 min, HF 130), wodurch ich noch etwas beschleunigen musste, um meine gewünschten 05:30 min/km laufen zu können.
Nach 3 Km passierte ich den gelben Ballon. Es stellte sich heraus dass diese Gruppe für eine Endzeit von 04:30 St. am laufen waren.
Bei Km 3,9 musste ich noch mal pinkeln. Schnell im Gebüsch (andere Männer taten das auch).
Dieser „Pitstop“ dauerte 27,6 Sekunden. Jetzt hatte ich schon 2 Minuten verloren auf meinem Zeitplan. Ach ja, was macht dass aus. Ab jetzt konnte der Lauf taktisch angegangen werden.

1 km 06:20 min
2 km 05:41 min
3 km 05:35 min
4 km 06:02 min (inkl. Pitstop)
5 km 05:30 min
1-5 km 29:10 min, pace 05:50 min/km, HFgem 137 (83%)

Kurz nach Kilometer 5, habe ich dann einen netten Lauffreund kennen gelernt.
Ich fragte ihm etwas auf Deutsch, und er schaute mich mit einem großen Fragezeichen an, und antwortete: "I don't understand".
Ach ja, ich wurde jetzt der Tatsache bewußt, dass wir hier eine internationalen Marathon laufen, mit vielen Nationen!
Er kam aus England, irgendwo 90 km nordöstlich von London.
Er fand hier alles so sauber, und war begeistert von dieser Strecke am Rhein.
Er, 45 Jahre alt, erster Marathon, Zielzeit 4 Stunden.
Ich, 49 Jahre alt, erster Marathon, Zielzeit 4 Stunden.
Ein idealer Partner um mit weiter zu laufen. (das blieb auchso, bis zu Ende)
Er hieß Duncan und hatte Startnummer 2000.

6 km 05:24 min
7 km 05:40 min
8 km 05:38 min
9 km 05:36 min (Brücke hinauf)
10 km 05:25 min (Brücke herunter)
5 - 10 km, 27:43 min, pace 05:33 min/km, HFgem 139,6 (85%)
10 km 56:55 min

Es lief fantastisch, zwischen 8 und 9 Kilometer liefen wir die „Oberkasseler Brücke“ hinauf (viele Zuschauer) und zwischen 9 und 10 Kilometer wieder herunter, nach Oberkassel hinein (viel Begeisterung von vielen Menschen).
Bei Kilometer 9 stand meine Frau und feuerte mich an. Einer schneller Kuß musste sein!

Ich fand es eigenartig dass meine Herzfrequenz zu hoch war bei dieser Geschwindigkeit.
Aber am wichtigsten fand ich dass ich angenehm lief, und dass meine Geschwindigkeit stimmte.

11 km 05:27 min
12 km 05:39 min
13 km 05:25 min
14 km 05:36 min
15 km 05:27 min
10 - 15 km, 27:34 min, pace 05:31 min/km, HFgem 138(84%)
15 km 01:24:31

Mitten im Oberkassel stand eine große Menschenmasse mit vielen Ratschen um uns an zu feuern.
Überall Sambagruppen und Cheerleaders. Auch Duncan begegnete einem englischen Freund am Straßenrand. Bei Kilometer 13 musste ich etwas Gas zurück nehmen, da Duncan etwas zurück viel. Normalerweise wäre ich immer schneller gegangen. Duncan erzählte dass es noch weit ist bis zum Ende.

16 km 05:40 min
17 km 05:36 min
18 km 05:41 min (Brücke hinauf)
19 km 05:47 min (Brücke herunter)
20 km 05:46 min
15-20 km, 28:30 min, pace 05:41 min/km, HFgem 135(82%)
20 km, 01:53:03 min

Bei Kilometer 19 fand ich meine Frau wieder zwischen dem Publikum. Ich, noch immer frisch wie ein Turnschuh und viel Energie.
Schnell Richtung Halbmarathon.

21,1 km, Zeit 01:59:16 Stunde, pace 05:39 min

Wenn alles so weiter geht, ist eine Zeit von 4 Stunden möglich.
Ich erzählte Duncan bei Kilometer 22, das es jetzt „nur“ noch 20 Kilometer sind.
Ich wollte ihm Mut machen. Es ging uns doch so gut?
Duncan erzählte noch, dass er lange Zeit nicht laufen konnte wegen einem Autounfall (Beinbruch) und noch immer eine Schraube im Bein hatte. Ich witzelte noch etwas herum und sagte ihm, dass das sicher eine Minute im Marathon kostete.
Bei Kilometer 23 war Duncan verschwunden………..

21 km 05:41 ( fürs erste Mal einen Stück Banane gegessen, 11:30 Uhr Mittagessen)
22 km 05:49
23 km 05:51
24 km 05:43
25 km 05:41
20-25 km 28:45 min, 05:45 min/km, HFgem 137(83%)

Ziemlich schnell fand ich einen nächsten Läufer vor mir.
Er war um die 30 und kam aus Deutschland. Dies war sein 11. Marathon und steuerte auf die 4 Stunden zu. „Was ein Glück, hier muss ich mitlaufen“, dachte ich.
Bis Kilometer 25 war das gar keinen Problem für mich, aber dann spürte ich dass mein rechtes Bein nicht mehr im gleichen Tempo laufen wollte (drohte weg zu sacken).
Ein Gefühl, was ich bis jetzt noch nicht erlebt hatte.
Von der Kondition her fühlte ich mich noch stark, aber ich konnte das nicht mehr in Geschwindigkeit umsetzen. Immer dann,wenn ich auf die Ursprungsgeschwindigkeit zurück gehen wollte, spielte mein rechtes Bein verrückt. Ich ärgerte mich grün und blau! Eine neue Erfahrung, ohne eine Antwort darauf zu wissen.
Am Trinken konnte es nicht liegen. Sowohl isotonische Getränke (Trinkgurt 800 ml) als auch Wasser (am Erfrischungsposten) und Banane, hatte ich genügend getrunken/gegessen.
Und für den Mann mit dem Hammer war es doch noch viel zu Früh?

26 km 06:02 min
27 km 05:54 min (ich versuchte es, aber es ging nicht)
28 km 06:03 min
29 km 06:10 min
30 km 06:21 min
25-30 km, 30:30 min, 06:06 min/km, HFgem 141 (85%)
30 km 02:52:20 St.

Schnell meine Frau anrufen, dass ich 10 Minuten später vorbei komme.
Sie rief ihren Bruder an (hatte sich mittlerweile auch zwischen das Publikum gefügt) der ein paar Kilometer weiter am Straßenrand stand, dass ich komme.
Ich war sehr überrascht als ich ihn auch wirklich sah. Er feuerte mich sehr begeistert an, aber sah auch, als erfahrener Läufer, dass es bei mir nicht mehr rund lief, obwohl ich noch nicht müde aussah. Drei km später standen mein Frau und er gemeinsam und riefen laut:
„Bert du schaffst es, weiter so!“

31 km 06:43 min
32 km 06:47 min
33 km 06:53 min (eine Kolonne Mülltransporter verschmutzen mit abgase den Luft)
34 km 06:55 min
35 km 07:03 min
30 - 35 km, 34:21 min, 06:52 min/km, HFgem 134(81%)

Mir ging es konditionell noch immer glänzend, aber nach 35 km bekam ich dann auch noch leichte Krämpfe im linken Bein. Plötzlich war Duncan wieder da, und lief mir vorbei.
Kurze Zeit später passierte ich Duncan wieder (er war am spazieren), aber er lief dann wieder mit mir weiter.
(bis an dem Moment hatte ich noch nicht spaziert)
Beim letzten Versorgungsposten entschloss ich dann in alle ruhe zu trinken und was zu essen (38 km) und ein Stückchen von 50 Meter zu spazieren.
Das hat glaube ich geholfen, und weil da plötzlich wieder ganz viel Musik war, mit seeeeehr vieeeeel Menschen, bekam ich wieder ganz viel Mut.
Meine Frau und Ihre Bruder standen wieder da, und ich schrie: „Es geht mir gut, ich werde es schaffen“.
An der weltberühmten Königsallee war auch viel Publikum. Immer öfter hörte ich meinen Name rufen mit Anfeuerungen ( Name steht auf Shirt). Ich feuerte in meine Begeisterung noch eine junge spazierende Frau (25?) an. Auch bei ihr kam neue Begeisterung, und sie begann wieder mit zu rennen.
Bei Kilometer 41 war zum letzen Mal meine Frau und Bruder zu sehen. Sie sahen wie glücklich ich war.
Alle schmerzen und Schwierigkeiten waren verschwunden (ab Km 39). Es war wie eine lange Dauerlauf geworden, aber von sehr speziale Art.
Ich sah noch eine Bekannte, und überall Menschen, für eine großen Empfang. Ich sah 04:19:00 St auf dem Chronometer stehen am 42 Km Punkt.
Ich bin einfach weiter gerannt, ohne zu beschleunigen.
Es waren die schönste Laufmeter bis am Ziel, zu wissen du hast es geschafft!
Du bist deinen ersten Marathon gelaufen.
Am Ziel traf ich sofort Duncan (er lief genau hinter mir, was ich aber nicht wusste).
Von Freude haben wir einander umarmt, was ein schönes Gefühl!

36 km 07:32 min
37 km 07:42 min
38 km 08:11 min (trinken, essen, spazieren 50 m)
39 km 07:49 min
40 km 06:54 min (neue Flügel)
35-40 km, 38:08 min, 07:38 min/km, HFgem 126! (76%!)
41 km, 07:12 min, HF 132
42 km, 07:01 min, HF 131
42,185 km, 04:20:19 St., pace=06:11 min/km, HFgem 136 (82%)

Ich habe sofort gedacht: „nächstes Jahr bin ich wieder dabei!“ und „das schmeckt nach mehr!“

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"Pain is temporary, pride is forever!"
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